Ein Kreislauf, der allen zu Gute kommt

docunova-Geschäftsführer Markus Ochs im Gespräch über seine Motivation, sich sozial zu engagieren – und warum er die regionale Komponente für besonders wichtig hält

Herr Ochs, zu Weihnachten entdecken die Menschen plötzlich ihre wohltätige Seite. Das gilt oft auch für Unternehmen. Ist das bei docunova ebenfalls so?

Ich halte nichts davon, soziale Verantwortung von Jahreszeiten abhängig zu machen. In diesem Jahr sehe ich zwar davon ab, Weihnachtskarten an Kunden und andere Geschäftspartner zu verschicken und spende lieber an verschiedene wohltätige Organisationen. Aber insgesamt halte ich es doch für sinnvoller, wenn sich das Engagement zum einen am Bedarf der Empfänger orientiert und zum anderen zum Spender passt statt zum Kalender.

Ihr Unternehmen, die docunova GmbH, hat sich auf Bürotechnik spezialisiert, darunter Dokumentenmanagement, Druck-, Kopier-, Konferenz- und Medientechnik. Sie beliefern Kunden im gesamten Wetteraukreis und darüber hinaus. Welche Art von „Corporate Social Responsibility“ (CSR), wie der Fachbegriff für den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zur nachhaltigen Entwicklung lautet, passt denn zu Ihnen?

Die Frage lässt sich sehr schnell beantworten: docunova bietet seit über 30 Jahren ein Rücknahmesystem für leere Tonerkartuschen an. Wir haben eine Kooperation mit einem Hersteller, der die Behälter recycelt und wieder zur Neubefüllung verwendet. Für jede Kartusche gibt es eine kleine Geldsumme, die wir dann an die Aktion „It’s for Kids“ , das wiederum Kinderhilfsprojekte unterstützt.Gerade daran kann man sehen, wie man mit relativ geringem Aufwand die unterschiedlichsten Beteiligten einbindet. In diesem Fall sind es drei: der Druckerhersteller, der Händler (docunova) und die Kunden. Ich habe das Unternehmen vor zwei Jahren übernommen und diese sinnvolle Tradition weitergeführt.

Bei anderen wohltätigen Aktionen setzen Sie zielgerichtet auf Regionalität.

Das ist richtig. Im November 2020 haben wir dem Eishockey-Verein EC Bad Nauheim „Rote Teufel“ Drucker überlassen, die er bei einer Charity-Gala versteigert und den Erlös in seine Vereinsaktivitäten (Rote Engel Bad Nauheim e.V.) gesteckt hat. Im vergangenen Sommer waren wir Sponsor eines Fußball-Benefizspiels, dessen Erlös an die Friedberger Ortsteilverbände ausgeschüttet wurde. Außerdem haben wir über Werbebanner einen Ford Transit Custom Kombi anteilig mitfinanziert, den die Sportgemeinschaft Rodheim vor der Höhe die nächsten fünf Jahre nutzen wird, um die Mannschaftsmitglieder zu Wettkämpfen zu fahren. Drei Beispiele von vielen, die richtig viel Spaß gemacht haben.

Tu‘ Gutes und rede darüber – ist das der Grundgedanke beim sozialen Engagement von Unternehmen?

Ich würde es nicht den Grundgedanken nennen. Aber ich halte es durchaus für legitim, dass Unternehmen bekannt machen, wenn sie extern Verantwortung übernehmen. Auch Tante Gerda legt dem Weihnachtspäckchen an ihre Nichte ja eine Karte bei, aus der hervorgeht, von wem das Spielzeug ist. Das ändert nichts daran, dass sie Freude bereitet – und dass ein Unternehmen sich sozial engagiert. Und wenn es bekannt wird, hat das oft auch einen Multiplikator-Effekt. Ich halte es jedenfalls mit Bill Ford, dem Vorsitzenden des gleichnamigen US-Autobauers, der einmal sagte: „Für mich ist der Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Unternehmen der folgende: Ein gutes Unternehmen bietet exzellente Produkte und Dienstleistungen. Ein herausragendes bietet exzellente Produkte und Dienstleistungen und ist gleichzeitig bestrebt, eine bessere Welt zu schaffen.“ Das beschreibt ganz gut meine persönliche Haltung und zugleich den Anspruch meines Unternehmens. Das wissen auch meine vielen Kunden, ob sie nun in Ober-Mörlen, Echzell oder Glauburg ansässig sind.

Warum ist für Sie die Wetterau als regionale Komponente so wichtig bei Ihrem CSR-Einsatz?

Als Unternehmer in einer bestimmten Stadt, einem Landkreis oder einer Region lebe ich mit den Menschen in einer Schicksalsgemeinschaft. Das ist jetzt ein großes Wort, aber letztlich beschreibt es die Situation ganz gut. Eine Firma ist darauf angewiesen, dass die kommunale Verwaltung möglichst reibungslos funktioniert und eine gute Infrastruktur zur Verfügung stellt. Dafür müssen Gewerbe- und Einkommensteuer stimmen, was nur mit starken Firmen vor Ort möglich ist. Das wiederum ist abhängig davon, dass sie genug qualifizierte Mitarbeiter finden – und die zieht es nun einmal in attraktive Regionen, zum Beispiel solchen mit einem vielfältigen Vereinsleben, wie wir es beispielsweise im Wetteraukreis zuhauf finden. Kommunen, auf deren Sportplätzen das Dach der Umkleidekabinen undicht ist, sind nun mal unbeliebter als solche, die gerade in einen neuen Sandplatz investiert haben Zugleich kann nur derjenige Kunde werden und bleiben, der in in Lohn und Brot steht oder als Unternehmer gute Umsätze macht. Das ist ein Kreislauf, der allen zu Gute kommt.

Außerdem sind Sie näher am sozialen Geschehen, wenn Sie sich im Wetteraukreis engagieren als in einem fernen Land.

Auch Spenden in andere Gegenden der Welt sind wichtig, gerade wenn es gilt, die größte Not nach einer Katastrophe zu lindern. Aber in der Tat gibt es ein intensiveres Erleben, wenn man sozusagen beim Blick aus dem Fenster direkt mitbekommt, wie soziales Engagement wirkt. Da entwickelt man eine persönliche Beziehung. Und das geht den Mitarbeitern nicht anders. Tatsächlich wirkt sich das positiv auf die Unternehmenskultur aus. Insofern ist regionale CSR in der Tat eine mehrfach positive Geschäftsstrategie. Aber ganz ehrlich: So viel reine Business-Gedanken habe ich nun auch nicht im Hinterkopf. Als Familienvater freue ich mich über jedes Kinderlächeln. Es macht mir Spaß zu sehen, wenn ein Verein sich neue Trikots zulegen kann. Und beim erwähnten Benefiz-Fußballspiel habe ich selbst den Ball getreten. Meine Mannschaft hat 2:11 verloren – aber mein Herz und meine Laune haben gewonnen.